Renate Fuchs-Haberl
Große Muttergöttin – hier und heute
Impulsvortrag gemeinsam mit Uscha Madeisky und Dagmar Margotsdotter
In matriarchalen Kulturen ist die „Göttin“ keine göttliche Instanz außerhalb der Welt. Sie ist als „Mutter Erde“ lokal und konkret und als „Kosmos“ universell. Als die „Eine mit den tausend Gesichtern“ zeigt sie sich in verschiedenen Gestalten und Erscheinungsformen, als „Bergmutter“ in den Alpen, als „Mutter Meer“ an den Küsten. Dieser lokal verehrte Aspekt der „Göttin“ steht symbolisch für ihre Ganzheit.
Frauen benötigen zur Selbstfindung das Wissen um unsere eigene Kulturgeschichte. Alte Bräuche und Mythen, heilige Weibsbilder und das Kirchenjahr sind als kulturelles Gedächtnis unserer vorpatriarchalen Geschichte zuverlässig, wenn wir ihre Symbol-Sprache wieder verstehen. Die Frage nach der „Göttin“ schenkt Frauen eine feste Verwurzelung im spirituellen Mutterboden und öffnet in uns die Bewusstheit für lebendige Weiblichkeit und eine enkeltaugliche Gesellschaft im schöpferischen Raum des Weiblich-Göttlichen.
Renate Fuchs-Haberl, die „Wildmohnfrau“, vermittelt als Referentin für moderne Matriarchatsforschung der Int. Akademie Hagia das für unsere heutige Zeit bedeutsame Wissen über matriarchale Kulturen und deren Gesellschaftsstrukturen. Sie ist Landschaftsmythologin, Ritualfrau, Autorin und beschäftigt sich mit den spirituell-schamanischen Frauentraditionen des Alpenraums.
Donnerstag, 16:30-17:30 im Raum Blautopf
Dr. Anna Gamma
Abstieg und Aufstieg der Grossen Göttin
Am Beispiel des Abstiegs von Hera der grossen Göttin und Tochter der Gaia zur Kriegstreiberin zeichnen wir die Spuren des Abstiegs in unserem eigenen Leben nach. Der Mythos von Hera darf nicht bei der Zerstörung von Troja enden. Es ist Zeit, dass wir nach dem Abstieg den Weg zur Heiligkeit der in uns innewohnenden Würde zurückfinden. Beide Wege brauchen Mut, der durch Weggefährtinnen gestärkt wird.
Die Suche nach den Quellen der strukturellen Partnerschaft zwischen Mann und Frau, ja zwischen allen Wesen hat mich zunächst zu den grossen weiblichen Archtypen geführt. Danach folgten die Entdeckungsreisen zu den vorpatriarchalen weiblichen Gottheiten auf Malta und Kreta. Ich bin der Überzeugung, dass das Überleben der Menschheit gebunden an die Wiederentdeckung der Heiligkeit der Würde ist, die allen Wesen zugrunde liegt. Dafür lebe und arbeite ich.
Vortrag am Samstag, 09:30-10:30 Uhr, Raum Blautopf
Workshop am Samstag, 13:00-16.00 Uhr, Raum Schöne Lau
Laura Hirch
Ausschnitte aus der Dokuserie „FROM THE GODDESS“
Ich bin die Gründerin & Filmemacherin von WOMENBODIMENT Films.
Ich bin auch Künstlerin, Autorin & Neptunian Dream Weaver von textilen Portalen.
In den letzten drei Jahren habe ich an einem umfangreichen Projekt gearbeitet: einer sechsteiligen Dokumentarfilmserie namens „FROM THE GODDESS“ über das Konzept der Großen Göttin/ Urmutter. Hierfür reiste ich in 10 verschiedene Länder und traf 38 ExpertInnen – darunter WissenschaftlerInnen, Archäologinnen, Autorinnen, Künstlerinnen und Priesterinnen. Durch ihre Erkenntnisse wollte ich herausfinden, wie matriarchale Gesellschaften, die die Göttin verehrten, über Jahrtausende hinweg in friedlichem Miteinander existierten, bis vor 6000 Jahren das Patriarchat mit dem monotheistischen Gott aufkam und Dominanz, Konflikte sowie Zerstörung unserer wunderschönen Mutter Erde mit sich brachte. Meine Reise hatte zum Ziel herauszufinden, ob Frieden möglich ist – und es stellte sich heraus: Frieden ist ein angeborener Teil unserer Natur.
Donnerstag, 20:00 Uhr im Raum Blautopf
Uscha Madeisky
Dagmar Lilly Margotsdotter
„Das Matriarchale auch im Innen suchend“
Impulsvortrag und Workshop mit Uscha Madeisky und Dagmar Lilly Margotsdotter
Wir, Uscha Madeisky und Dagmar Lilly Margotsdotter, sind seit vielen Jahren zu Gast in verschiedenen matriarchalen Gesellschaften der Welt und Gastgeberin, wenn diese zu uns kommen. Davon möchten wir euch frohe Kunde bringen: Wir kennen Orte, von denen aus niemand in den Krieg zieht.
Die Menschen, die dort leben, sind einander sehr zugetan; wenn Konflikte aufkommen, werden diese gelöst, indem sie einander zuhören. Und weil sie aufeinander achten, wissen sie, was den anderen gut tut. Wir nennen diese Orte „Mutterländer“, weil hier die Mütter und Kinder im Mittelpunkt stehen. Doch nicht nur das: Alle Menschen empfinden sich als unter dem Schutz der Großen Mutter stehend, der Mutter allen Seins.
So, wie wir es bei uns nur noch aus unseren Märchen und Mythen kennen, wird die Große Mutter mit Leben und Tod, mit Haus und Nahrung, Wachstum und Vergehen gleichgesetzt: Frau Holle schüttelt die Betten und macht gleichzeitig damit das Wetter. Die Hexe bei Hänsel und Gretel lebt in einem Leb(!)kuchenhaus und ist gleichzeitig die Tödin. Baba Jaga reist auf einem Butterfass durch die Lüfte und schickt Verstorbene zurück ins Leben. Hausarbeiten, wie Fegen (Fegefeuer), Kehren (Rückkehr, Heimkehr), Kochen (der Kessel der Kerridwen) und Spinnen (der Schicksalsfäden) werden in matriarchalen Gesellschaften mit muttergöttlichen Tätigkeiten in Verbindung gebracht, ja gleichgesetzt: Das Haus IST die Große Mutter und die menschliche (Groß-)Mutter verkörpert SIE, die Eine.
Wie wird das erlebt: die Frau als IHRE Stellvertreterin auf Erden? Was bedeutet diese Hochverehrung im Selbstbild der Mütter und Töchter? Wie ordnet sich der Mann als Bruder, Sohn, Geliebter, Oheim, Angeheirateter dazu?
Besonders bei den Minangkabau können wir miterleben, wie Frauen sich fühlen, wenn sie als Glanz des ganzen Ortes betrachtet werden, allwaltend in ihrer Würde – eine gütige und selbstbewusste Vertreterin des weiblich Göttlichen. Und wie gern die männlichen Mitmenschen ihr bei ihren Leben und Trost spendenden Aufgaben behilflich sind.
Marianne Pitzen
Die AUFANISCHEN MATRONEN
Göttinnen im Rheinland
Zu den Papierfiguren von Marianne Pitzen
Sie wurden vom Stamm der Ubier*innen verehrt, aber ebenso von den römischen Eroberern die immerhin so pragmatisch wie tolerant waren (um 150 – 300 n. u. Z.) .
Wenn die Göttinnen geholfen hatten, wurde ihnen zum Dank ein Weihesteine gesetzt. Die Göttinnen waren sehr wirkungsvoll, denn allein unter dem Bonner Münster wurden 37 Weihesteine im Fundament gefunden und ins Lager des Bonner Landesmuseums gebracht. Sie sind also der Öffentlichkeit entzogen, insbesondere den Frauen. Daher lasse ich sie wieder aufleben, in matriarchalen Farben und manchmal lebensgroß oder für Hausaltäre in kleiner Version.
Sie sollen möglichst in Gruppen erscheinen, denn aktuell bilden sie gerne parlamentarischen Formationen. In ihren Hauben speichern sie tiefe Erkenntnisse und Weisheit.
Marianne Pitzen
Direktorin & Gründerin des Frauenmuseum Bonn
https://frauenmuseum.de/
Die Matronen sind die Muttergottheiten der germanischen und keltischen Religion. Mehr als 800 Weihesteine aus römischer Zeit bezeugen die Bedeutung der Muttergottheiten. In ihrer Trinität als junge Frau, Mutter und alte Frau verkörpern sie die Natur als die alles Leben erzeugende Kraft. Ihr Wissen, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einschließt, ist ein Wissen, das zur Weisheit führt.
Angelika Rodler
Vortrag: Das Tor zum Leben
Doula – übersetzt bedeutet das „Dienerin der Frau“. Und so versteht auch Angelika Rodler, Doula-Pionierin in Österreich, ihre Rolle. „Ich bin dazu da, die Geburt für die Mutter angenehmer zu machen.“ Die Doula hat keine medizinischen Aufgaben. Sie ist zur mentalen Unterstützung der Frau da: „Ich bringe schöne Düfte mit, sorge für Entspannung durch Musik oder zeige der Mutter Übungen, um die Geburt zu beschleunigen.“ Das Konzept der Doula ist alt, erklärt Angelika, die hauptberuflich Geburtsvorbereitungskurse leitet. Früher sei es selbstverständlich gewesen, dass Frauen, die schon geboren haben, anderen beistehen. Wieder aufgekommen ist das Konzept als Zufallsprodukt einer amerikanischen Geburtsstudie: Die wenigsten Kaiserschnitte und Schmerzmittel wurden in jener Gruppe gebraucht, in der die Studienleiterin den Müttern die Hand gehalten und ihnen gesagt hat, „du schaffst das“. „Die kontinuierliche Betreuung ist das beste Mittel, um Kaiserschnittraten zu senken“, sagt Angelika, die selbst Mutter von fünf Kindern ist.
Nana Sturm
Kanal Matriwissen
Während des ganzen Tages könnt Ihr es Euch im Raum Glasfels gemütlich machen und Filme des Youtube-Kanals Matriwissen von Nana Sturm sehen.
Kanalinfo: Nana Sturm informiert über matriarchale Gesellschaften in der Geschichte und im Hier und Heute. Eine gänzlich andere Gesellschaftsform, die vielfältige Inspirationen bereithält. Was ist eigentlich ein Matriarchat? Matriarchate waren und sind gewaltfrei – wie gingen die Menschen also mit Aggressionen um? Und vieles mehr…
Dr. Sibylle Wolf
Universität Tübingen
Die Frauenfigurine vom Hohle Fels im Kontext altsteinzeitlicher weiblicher Darstellungen
Altsteinzeitliche weibliche Darstellungen faszinieren uns bis heute. Zwischen etwa 42 000 und 14 000 Jahren fertigten eiszeitliche Menschen vollplastische Figurinen aus Materialien wie Mammutelfenbein, Gagat, Speckstein und verschiedenen Steinen. Die zumeist fülligen Frauenfigurinen wurden häufig bis auf wenige Bekleidungselemente nackt dargestellt. Die bislang älteste bekannte weibliche Figurine ist die Frau vom Hohle Fels. Im Vortrag wird diese Figurine und deren verschiedene Deutungsmöglichkeiten in den Fokus gerückt. Die Frau vom Hohle Fels wird im Zusammenhang mit der Forschungsgeschichte der weiblichen Figurinen und der Zusammenschau der anderen bekannten Frauendarstellungen vorgestellt. Dabei wird auf die zahlreichen Interpretationen und Deutungen dieser eiszeitlichen Figuren eingegangen.“
Zu meiner Person:
Sibylle Wolf promovierte 2013 zum Thema Mammutelfenbeinbearbeitung im Fach Ältere Urgeschichte und Quartärökologie an der Universität Tübingen. Sie beschäftigte sich schon in ihrer Magisterarbeit 2007 mit weiblichen Figurinen der Altsteinzeit. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf altsteinzeitlichen Werkzeugen aus den knöchernen Materialien Elfenbein, Geweih und Knochen. Ein weiterer Fokus ist die Arbeit über altsteinzeitlichen Schmuck. Sie ist eine Kennerin der sogenannten Eiszeitkunst. Frau Wolf hat eine Stelle als wissenschaftliche Koordinatorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen. Aktuell arbeitet sie in einem DAAD Projekt zum Vergleich von Schmuckstücken aus den Welterbegebieten Dordogne (F) und Schwäbische Alb (D).